Pestfriedhof

Unser liebes Dorf Leiberg (1490 gegründet) am nördlichen Rande des Sauerlandes erlebt im August 1635 mitten in den Wirren des 30jährigen Krieges (1618 - 1648) die dunkelste und traurigste Epoche seiner Geschichte. Ein Bettelmönch aus dem Warburger Land schleppt die fürchterlichste Krankheit jener Tage in die beschaulichen Gassen des Bauerndorfs Leiberg: Der schwarze Tod hält reiche Ernte.

"Die Pest, die Pest, die Pest!" schreien verzweifelt die Menschen. Weit unten im Tal unter einer Linde ("Pestlinde") geht Lubbert Schumaker einer traurigen Arbeit nach: Unablässig sind die wuchtigen  Hammerschläge des Sargschreiners zu hören, der auf dem Leichenplatz mehr als 400 Särge zimmert. 

Die Seuche hält im Sommer 1635 reiche Ernte in den engen Gassen der strohbedeckten Häuser in Leiberg. In ihrer Not beten die Menschen zu ihrem Schöpfer und erflehen ein Ende der Pest.

Am Bartholomäusfest (24. August) findet der Notschrei der Gepeinigten Gehör: Das letzte Pestopfer wird fernab des Dorfes auf dem Pestfriedhof einer wüstgefallenen Kapellengemeinde (Fornholte) im Hochwald zu Grabe getragen. Seit diesen Tagen feiern die Leiberger Jahr für Jahr bis zum heutigen Tage ausgelassen ihr Bartholomäusfest ("Battelmai"). Und jährlich zu Pfingsten lösen die Leiberger ein jahrhundertealtes Gelübde ein und führen von der St. Agatha-Pfarrkirche  eine Prozession zum zweieinhalb Kilometer entfernt liegenden Pestfriedhof in den Wald. 

Sargschreiner Lubbert Schumaker, der vermutlich auch seine eigene junge Ehefrau einsargen muß, errichtet zum Gedenken an die Tragödie ein steineres Kreuz auf dem Pestfriedhof, das in bewegenden Worten vom Unglück in Leiberg berichtet. Das Leiberger Pestkreuz ist eines der wenigen Seuchenkreuze in Westfalen. 

Text: Karl Pickhardt

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